FOOD KOLUMNE Nr.67 | Kulinarisch ereignislos

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Die Sonne scheint, der Himmel ist blau und mein Hirn völlig leer. So muss es sich nach einer totalen Hirnamputation anfühlen. Wie immer am Wochenende wollte ich schnell mal meine nächste Samstagskolumne schreiben. Doch im Moment kommt mir weder etwas neues, altes, kluges, lustiges, spannendes noch provokatives in den Sinn.

Dabei sass ich heute mit Freunden beim Samstagsfrühstück im Café Gustav und die Gespräche handelten von nichts als dem Essen. Kaffee, besser gesagt Espresso war eines der Themen. Die berühmte Faema 61, die lange Jahre beste Kaffeemaschine wurde durch die Elektronik auf hintere Ränge verschoben. Die besten neuen Produkte steuern Dampf und Temperatur mit einer Genauigkeit, dass diese kein Problem mehr sind. Die Feuchtigkeit in Zusammenhang mit der Mahlfeinheit macht den Barista’s jedoch immer noch Sorgen. Diese gilt es jeden Tag, bei wechselhaftem Wetter sogar mehrmals anzupassen. Ein spannendes Thema das dann zu Diskussionen über die Bohnenmischung führte. 60% Arabica mit 40% Robusta wurde als bestes angesehen. Mir ist reiner Arabica lieber.

Weitere Gespräche über Pulled Pork, die richtige Fleischwahl (Schweinehals) und die Zubereitung davon waren das nächste Thema. Über diverse Pfeffersorten und deren besten Lieferanten führte das Gespräch weiter zu aufwändigen Terrinen. Den Aufwand dafür habe ich immer gescheut. Vor Jahrzehnten kaufte ich das wunderbare Buch „Das grosse Buch der Pasteten – Teubner Verlag“ und begeisterte mich an den Bildern. Gleichzeitig beschloss ich den grossen Herstellungsaufwand anderen zu überlassen. Zum Glück sind in meinem Freundeskreis Menschen die diesen nicht scheuen und mich sogar zu ihren Meisterwerken einladen. Denn der Genuss davon ist mindestens so gross wie die Arbeit die dahinter steckt.

Beim anschliessenden Einkaufen ärgerte ich mich über die angebotenen Beeren. Himbeeren aus Südafrika und Spanien. In Plastik verschlossen war der Schimmel bei gutem hinsehen schon am Leben. Die Schweizer Erdbeeren sind wie immer sündhaft teuer. Die Spanischen schon saftend und faulend, billig doch leider keinen Rappen wert. Ich blieb noch kurz stehen, schaute den Menschen zu wie sie die schon verdorbenen Beeren friedlich in ihre Einkaufskörbe legten und fragte mich warum das nur mich stört.

Am Nachmittag kam Christina nach sechs Wochen Frankreichaufenthalt nach Hause. Sie hatte einen Auftrag für eine Brunnenskulptur in einem Garten im Languedoc ausgeführt und brachte mir von dort traumhafte, dicke Spargeln mit. Ebenfalls einen Vorrat an Fleur de Sel, einige Kartons Wein und verschiedene Rohmilchkäse. Ein unglaublicher Brique de Brebis, perfekt gereift, schön zerlaufend gilt es besonders hervorzuheben.

Unsere Nachbarn drückten mir am späteren Abend noch vier Salsiz aus Hirschfleisch von der super Metzgerei Hatecke im Engadin in die Hand. Ein Mitbringsel von dem sie wissen, dass es mich über alle Massen freut. Das war der Schlusspunkt über einen kulinarisch völlig normalen und ereignislosen Samstag, über den ich bei schreib beginn nichts zu erzählen wusste.

12 Kommentare

  1. Es ist zu meinem Samstagsaufwachritual geworden und jedesmal sprichst Du mir einwenig aus der Seele und die verstehst es, sachliche Informationen so zu verpacken, dass der Spaß am Lesen überwiegt! Danke !

  2. Da hätte ich gerne völlig ereignislos daneben gesessen, denn mit Pfeffer, Kaffee und Essen kenne ich mich ein wenig aus und ich wünsche schon wieder einen schönen Samstag 🙂

    1. Guten Morgen Bernhard, meiner ist auch der erste, aber ich werde heute Pralinen und Gummibärchen fotografieren 😉 Viel Spaß beim Ausflug 🙂

    2. Der Ausflug ist harte Arbeit. Sie nennt sich Frühstück und es gilt wunderbares Brot, hauchdünn geschnittenen Parmaschinken, Pastrami, Bündnerfleisch u.ä. zu verspeisen. Ereignislos. Im schlimmsten Fall mit Bollinger spülen. Wie jeden Samstag. Normal eben. LG.

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